Das heute als Münchner Residenz bekannte Gebäude wurde im Jahr 1385 als Wasserschlösschen erbaut und diente bis zum Jahr 1918 dem Herrscherhaus der Wittelsbacher als Wohn- und Regierungssitz. Nach dem ursprünglichen Bau wurden über die Jahrhunderte hinweg von den jeweiligen Herrschern umfangreiche Aus- und Umbaumaßnahmen durchgeführt. Ein Beispiel der baulichen Erweiterungen sind zum Beispiel die durch Kurfürstin Henriette im 17. Jahrhundert hinzugefügten Rokoko-Appartements zwischen Residenzgasse und Grottenhof.
Die Luftangriffe auf München in den letzten Kriegsjahren des 2. Weltkrieges fügten dem Gebäude schwere Schäden zu. Durch großangelegte Spendenaktionen und ein großes öffentliches Interesse am Erhalt der Sehenswürdigkeit konnte im Laufe der nächsten Jahrzehnte ein vollständiger Wiederaufbau ermöglicht werden. Erleichtert wurde der Wiederaufbau vor allem auch durch die Tatsache, dass ein Großteil des Mobiliars bereits vor den Bombenangriffen ausgelagert worden war. So konnte das wertvolle Mobiliar, das über Jahrhunderte zusammengetragen worden war, für die Nachwelt erhalten und nach Abschluss der Aufbauarbeiten wieder in den Prachtbau zurückgebracht werden.
Renaissance in voller Blüte: Das Antiquarium der Residenz
Ein besonders sehenswerter Teil der Münchner Residenz ist hier ohne Zweifel das sogenannte „Antiquarium“. Hinter dem Namen verbirgt sich der größte profane Renaissancesaal nördlich der Alpen.
Seitdem das Gebäude 1920 als Museum betrieben wird, findet man dort neben den unterschiedlichen Architekturstilen, die man in der Münchner Residenz bewundern kann, auch ein beeindruckendes Angebot an Kunst- und Gebrauchsgegenständen aus verschiedenen Jahrhunderten.
Zu den Hauptthemen der gezeigten Ausstellungen gehören unter anderem Tafelsilber, Reliquien, Bronzen und Porzellan aus verschiedenen Teilen der Welt. So wandert der Besucher in einem gesellschaftshistorischen Spaziergang durch die Jahrhunderte. Besonders erwähnenswert ist unter diesem Aspekt auch die Dauerausstellung Europäische Miniaturen. Die „Bildergalerie des kleinen Formats“ gibt einen Überblick darüber, wie sich die Miniaturmalerei in der Zeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert entwickelt und verändert hat.
Gegossene Schönheiten: Meisterwerke der Bronzekunst
Sonderausstellungen beleben das Angebot der Münchner Residenz: Vom 17. Dezember 2015 bis zum 12. September 2016 beispielsweise zeigte das Museum unter dem Namen „Gegossene Schönheit“ eine Sonderausstellung lebensgroßer Bronzestatuen. Vom späten 16. bis zum frühen 17. Jahrhundert gelang es den bayerischen Herzögen, Meister der Bronzegießkunst anzuwerben und eine Vielfalt an Bronzestatuen anfertigen zu lassen. Die heute teilweise über 400 Jahre alten, lebensgroßen Statuen wurden in handwerklicher Präzisionsarbeit mit großer Liebe zum Detail gegossen und veredelt. Ausgestellt werden unter anderem eine Neptunstatue mit Delphin aus dem Jahr 1628/1629 und eines der Wahrzeichen Münchens, ein wappenhaltender Löwe, der auf die Zeit vor 1596 datiert wird.
Künstler verschiedener Kunstepochen vereint
Die bekanntesten Künstler der frühen Schaffensperioden sind die Bildhauer Hubert Gerhard und Carlo di Cesare. In späteren Jahren wurde das Kunsthandwerk von heimischen Meistern, wie Hans Krumpper und Georg Petel, fortgeführt. Um die wertvollen Statuen vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen, wurde die Ausstellung im Nordwesten des Kaiserhofs der Residenz untergebracht, dessen Ausstattung ebenfalls in die Schaffensperiode der dort ausgestellten Kunstwerke fällt.
Die hier gezeigte Ausstellung macht nicht nur auf eindrucksvolle Art und Weise meisterhaftes Kunsthandwerk zugänglich, sie bietet auch gewissermaßen ein Spiegelbild für das Verständnis der politischen Ambitionen der Wittelsbacher. Olympische Gottheiten beispielsweise verkörpern den Machtanspruch des Wittelsbacher Herrscherhauses. Heldenstatuen aus der deutschen und europäischen Mythologie repräsentieren die Tugenden des Adelsgeschlechtes.